Livemitschnitt der Websession Nachhaltigkeit in der Sozialwirtschaft vom 23.05.2023.
#1
Unfairtrade
Was heißt Nachhaltigkeit? Genutzte Systeme sind auf Dauer und ohne zukünftige Einschränkungen verwendbar. Die Verbraucher:innen sind versorgt und der Planet happy. Was bedeutet Menschlichkeit? Alle Menschen besitzen die gleichen Chancen und die gleichen Rechte auf Menschenwürde.
Und wo stehen wir? Aktuell arbeiten bis zu 60 Sklav:innen für eine Person im globalen Westen, schreibt Prof. Dr.-Ing. Evi Hartmann in ihrem Buch "Wie viele Sklaven halten Sie?".
1.981 Milliarden Dollar wurden im Jahr 2020 weltweit in den Militärsektor investiert – vor dem Ukraine-Krieg. Zum Vergleich: Mehr als 800 Millionen Menschen haben nicht genug zu Essen. Laut der Welthungerhilfe bräuchte es circa 50 Milliarden Dollar jährlich und der Welthunger wäre bis 2030 besiegt.
"Wenn alle Menschen so leben würden, wie wir es in Deutschland tun, dann bräuchten wir drei Erden. Egal, wie häufig ich nach zähle, ich komme immer wieder nur auf eine."
Massenaussterben und Klimaziele
Die Erderwärmung beträgt aktuell 1,2 Grad Celsius. Das Pariser Klimaabkommen soll sie auf 1,5 Grad begrenzen. Mit dem aktuellen politischen Engagement scheint das utopisch. Der Climate Action Tracker rechnet eine Erwärmung von +/- 2,7 Grad aus, wenn es gut läuft. Gut laufen tut es gerade weniger. Gemüse- und Obstplantagen schreiben mittlerweile Stellen für Bestäuber:innen aus, weil es zu wenig Insekten gibt. Die Biodiversität unseres Planeten ist nicht nur massiv bedroht, das sechste Massenaussterben läuft bereits. Dem fünften fielen die Dinosaurier zum Opfer.
"Wenn unsere Welt drei bis fünf Grad heißer wird, ist sie nicht mehr versicherbar."
United for Future
Die Vereinten Nationen haben Nachhaltigkeitsziele formuliert.
#2
Soziale Kipppunkte
Die ESG Global Study von Oracle + Savanta veröffentlichte: Mehr als 90 Prozent der Deutschen, also rund 74,5 Millionen, legen Wert auf Nachhaltigkeits- und soziale Faktoren.
Genauso viele wünschen sich größere Fortschritte in beiden Bereichen.
Bye bye, Klimasünder:innen! 65 Prozent der Verbraucher:innen würden ihre Beziehung zu einer Marke beenden, wenn die Hersteller:innen Nachhaltigkeits- und soziale Faktoren nicht ernst nehmen. Und 59 Prozent der Beschäftigten sind bereit, ihren Job aus den gleichen Gründen zu kündigen. Sie würden lieber für ein Unternehmen arbeiten, das ihre Werte nach außen und innen lebt und vertritt.
#3
Pflicht zur Nachhaltigkeit
Viele Unternehmen müssen einen jährlichen Finanzreport erstellen. Ab dem Jahr 2025 soll das auch bei dem Thema Nachhaltigkeit zur Pflicht werden.
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) heißt die Richtlinie. Für mehr Transparenz, Vergleich- und Überprüfbarkeit.
Wer muss, wer darf, wer kann? Bislang berichten rund 500 europäische Unternehmen über ihre Nachhaltigkeit. Die CSDR verpflichtet voraussichtlich 15.000 Unternehmen dazu.
Mit diesen Faktoren fällt ein soziales Unternehmen unter die CSRD-Richtlinie:
- Unternehmen mit entsprechender Rechtsform (GmbH, gGmbH, AG oder ähnliches).
- Das Unternehmen ist aktuell zu einem Finanz- oder Lagebericht verpflichtet.
- Die Bilanzsumme liegt über 20 Millionen Euro.
- Die Nettoumsätze knacken die 40- Millionen-Euro-Marke.
- Das Unternehmen beschäftigt mehr als 250 Mitarbeiter:innen.
Trickle, trickle little drop…
Die Berichtspflicht trifft sowieso nur die Großen? Nein. Die Nachverfolgung der Lieferketten zieht alle mit ins Boot. Sie verpflichtet kleinere und nicht direkt betroffene Unternehmen und Organisationen dazu, ihre Nachhaltigkeit zu hinterfragen.
#4
Ziemlich wichtige W’s
Was und wofür überhaupt?
Von A nach B und C. Nachhaltigkeit endet nicht bei dem Produkt oder der Dienstleistung, sondern beginnt mit der Lieferkette und allen dazugehörigen Faktoren.
Wie sieht es mit den Kund:innen und Lieferant:innen aus? Und wie können die Ursachen von systematischer Ungleichheit und Ungerechtigkeit angepackt werden? Für alle.
Wie?
Gewohnheiten sind der Schlüssel zur langfristigen Besserung. Wie sieht das Daily Business aus? In welchen Gebäuden und mit welchen Geräten arbeiten die Mitarbeiter:innen? Wie sind die Büros beleuchtet, wie sieht es mit der IT und der Digitalisierung aus? Die Diversität der Belegschaft, die Lebensmittelauswahl in der Kantine und der generelle Umgang mit Ressourcen. Weil kleine Schritte den Unterschied machen.
Wesentlich?
Die Wesentlichkeitsanalyse gibt eine 360-Grad-Perspektive auf Ihre Strategie.
Inside-Out für die Wirkungen des Unternehmens auf die Umwelt und Outside-In für die Umwelteinflüsse, denen das Unternehmen ausgesetzt ist.
#5
Nachhaltigkeits-Navi an!
Die Basis für organisiertes methodisches Vorgehen ist eine mindestens kurz-, am besten aber langfristige Strategie. Dazu eine gute interne und externe Kommunikation und eine Kultur, die alle Stakeholder abholt.
Das von der Agentur 2020 entwickelte Reifegradmodell hilft bei der Auflistung und Bewertung der eigenen Nachhaltigkeit. Jedes der 17 Sustainable Development Goals hat seinen Platz und kann sich in fünf Stufen zu seinem Optimum hochleveln. Das Modell ist eine Momentaufnahme, die die aktuelle Nachhaltigkeit und die zukünftige Entwicklung gleichermaßen abbildet.
"Es ist jedesmal ein unfassbar mühsamer Prozess. Jedes Mal aufs Neue die ganzen Infos für den Nachhaltigkeitsbericht herauszufinden und zu ermitteln. Das hätte ich alles nicht, wenn ich ein Nachhaltigkeitsmanagement über das Reifegradmodell hätte."
#6
Wir müssen reden…
… über Nachhaltigkeitskommunikation.
Wie ist der Status Quo, und wo soll er hin? Interne Kommunikation ist essentiell. Am besten in kleinen und gut zu verdauenden Öko-Häppchen, denn 50-seitige PDF-Dokumente liest niemand. Wer alle Beschäftigten mitnehmen möchte, sollte über coole Aktionen, Ideenansätze und Innovationsmöglichkeiten sprechen. Das inspiriert und motiviert.
"Alles ist ein Prozess, und Prozesse enden normalerweise nicht.", meint Daniel Obst von der Agentur 2020.
#7
Klimaneutralität? Nein, danke.
Zumindest nicht so, wie sie gerade vermeintlich gelebt wird. Hier ein paar gar nicht so grüne Facts:
der Umweltaussagen über Produkte und Dienstleistungen sind vage und irreführend.
der Aussagen sind nicht belegt.
Verbraucher:innen vertrauen den Aussagen der Unternehmen kaum. Die EU legt Vorschriften fest, die irreführende Aussagen zur Umweltbilanz unterbinden sollen. Das soll Greenwashing vermeiden, Produktinformationen zuverlässiger und vertrauenswürdiger machen. Und Verbraucher:innen in die Lage versetzen, fundierte Kaufentscheidungen zu treffen. Umweltzeichen behalten ihre Glaubwürdigkeit. Außerdem glättet das die Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen. Gleichzeitig steigt die Wettbewerbsfähigkeit von nachhaltigen Unternehmen.
#8
Proof like a mandarin
Weil wir unsere eigenen Ratschläge direkt umsetzen. Wir tun Gutes und sprechen darüber! In Workshops, Seminaren und Modulen zu Nachhaltigkeitskommunikation und -management, zur Vermeidung von Greenwashing, zu nachhaltiger Digitalisierung und bald auch zu einem smoothen Einstieg in die CSRD.
Better Together, egal wo. Ob Supervision, situative Begleitung mit spezifischer Weiterbildung oder umfassende Bildungsstrategien für die ganze Organisation.
"Wir bei 2020 fänden es schön, wenn es unseren Job gar nicht bräuchte."
Daniel Obst, Agentur 2020
"Es ist die Mühe wert. Es hat einen Nutzen für uns und unsere Nachkommen."